Sonntag, 10. Oktober 2010

Wos is a Titel? Des gibts neda

(Das was oben drüber steht ist ein huber´scher Insider, also nicht wundern)

Wo soll ich anfangen? Die Zeit vergeht, seit einem Monat bin ich hier, langsam beginnt der Alltag. Unser Haus lässt noch etwas zu wünschen übrig, da noch einige Dinge fehlen wie z.B. funktionierende Abflüsse in sämtlichen Waschbecken, Licht in Ollis Zimmer, Vorhänge im Wohn-/Esszimmer. Aber: Seit Freitag sind Vorhänge beim Schneider und mein Regal beim Schreiner bestellt und ich bin zuversichtlich, dass ich noch im Oktober im Besitz eines nagelneuen Regales sein werde und endlich meine Sachen aus dem Koffer räumen kann.

Auch wenn es sich so anhört, als hätten wir gar nichts – ich hab nicht das Gefühl, dass ich etwas vermisse. Klar, ein Regal macht das Ganze schon etwas gemütlicher, aber ein aufgeklappter Koffer ist auch kein wirkliches Problem. Genauso wenig fehlt all das andre Zeug, das zu Hause so rumsteht. Ich habe gar keine Zeit und auch keine Lust auf Dinge wie Fernsehn (@Betty&Anna: obwohl Trash schauen mit euch natürlich schon mal ganz schön wäre). Mein Tag ist ziemlich voll:

Um 6 Uhr bin ich meistens wach, weil dann die Sonne aufgeht und draußen das Leben beginnt. Ich bleibe dann noch bis halb 8 liegen, höre Musik, lese, schlafe nochmal ein. Um halb 8 dann aufstehen Banane und noch vorhandenes (leider nicht mehr lange) Vollkornbrot von zu Hause mit Honig essen, Plan für die Arbeit schreiben und kurz vor 9 zur Arbeit aufbrechen. Da bin ich dann bis um 12 – manchmal geh ich auch früher, wenn ich keine Lust mehr habe… Danach um halb 1 in die Pfarrei zum Essen mit den Priestern. Wieder zurück nach Hause. Natürlich alles zu Fuß. Wie alle anderen Menschen hier ist man einen beachtlichen Teil des Tages einfach nur unterwegs. An das Tempo muss ich mich noch gewöhnen, weil die Fortbewegung gelinde gesagt langsam ist. Hab mal versucht in der Geschwindigkeit eines alten Mannes vor mir zu gehen: ich habe mich echt bemüht, aber egal wie klein meine Schritte waren, nach ein paar Metern musste ich überholen (@Mama: hier würdest du mit der Walking-Crew ordentlich Eindruck machen). Nach dem Mittagessen hab ich bis um 3 frei. Natürlich lassen sich diese zwei Stunden hervorragend für meine andre Lieblingsbeschäftigung neben Essen nutzen: Schlafen! Frisch gestärkt oder auch total schläfig geht’s dann zurück zur Arbeit. Jetzt sind auch die Kinder zurück, die vormittags in der Schule sind und in dem einzigen Aufenthaltsraum (der zugleich Therapieraum ist) ist ordentlich was los. Das Arbeitsumfeld optimal zu gestalten meistens etwas schwierig (@Fr Herrmann: ökonomische Arbeitshaltung: nicht möglich, @Fr. Kleiß: ha, ich hab keine Schuhe an bei der Arbeit). Etwa um 5 komme ich nach Hause und nehme mir, weil ich furchtbar Durst habe, vor am nächsten Tag VOR der Arbeit Wasser abzupumpen. Duschen ist eigentlich die einzige Option für die kommenden Minuten, weil die hygienischen Umstände im Zentrum nicht die besten sind und ich ständig auf dem Boden herumturne. Danach wird auf den Strom gewartet, der relativ zuverlässig von 18-22 Uhr kommt. Abendessen gibt’s inzwischen zu Hause, nachdem wir anfangs auch da bei den Priestern waren. Ohne Kochmöglichkeit (sie wird kommen…) bleibt da meist nur Brotzeit mit Tomaten, Avocado, Kohl, Ananas, Maracuja und nicht zu vergessen: BANANEN. Hab noch nie so viele Bananen gegessen wie hier! Jetzt ist Zeit für Briefe und Tagebuch schreiben, lesen, Schuhe putzen, Wäsche waschen, Haus putzen, Kinyarwanda lernen, nichts tun. Um 10 liege ich spätestens im Bett, weil ich erstens hundemüde bin und weil zweitens sowieso der Strom weg ist.

Noch eine kleine Vorschau, was in nächster Zeit bei mir ansteht: nächstes Wochenende wollen wir Ngarama-Muzungus auf Reisen gehen und einen Tag hier in der Gegend herumwandern, meine Gitarre habe ich in Kigali letztes Wochenende bestellt und beim nächsten Taschengeldwochenende kann ich sie abholen (@Carmen: Bandprobe?), am ersten Novemberwochenende geht’s wahrscheinlich in den Akagerapark: Safari!



Wahrscheinlich habt ihr eh schon längst alle aufgehört zu lesen. Aber egal, noch ein Nachtrag: letzten Montag war in Kigali in der dt. Botschaft die Feier zum Tag der Deutschen Einheit und Highlight des Tages, nein des Monats: Es gab LEBERKÄSSEMMELN!!!! I bin scho a bissal durchdraht… Leberkäs in Afrika – wer hätt´s gedacht.

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