Samstag, 23. Oktober 2010

Wörk

Nachdem sich schon so mancher über mangelnde Blogeinträge beschwert hat, Bitteschön.


Pünktlich zu meinem Geburtstag habe ich jetzt endlich ein Regal bekommen und die Sachen aus meinem Koffer räumen können. Da fühlt man sich auf jeden Fall nochmal ein Stückchen wohler. Nach einem kurzen Heimwehtief am Morgen meines Geburtstags hatte ich einen echt schönen Tag, vor allem wegen der lieben Anrufe und Nachrichten von zu Hause über den ganzen Tag verteilt und wegen meiner Mit-Muzungus hier in Ngarama, die mir ein Kekse-Schokolade-Saft-Paket geschenkt haben und mit mir zum Ziegenfleischspießessen gegangen sind. Hat mich ein bisschen an eine Grillfeier zu Hause erinnert und war mit ruandischem Bier echt ein schöner Abend.

Da ich aber am nächsten Tag wieder zur Arbeit musste und wir alle unglaublich dringend aufs Klo mussten und ein solches im Restaurant nicht gefunden haben, haben wir nach 3 Bier den Heimweg angetreten – für Olli und mich nur 50m, für Benita und Johanna noch 40min Fußweg zum andren Ende des Dorfes. Was ich allerdings nur gerecht finde, weil ich auch zweimal pro Woche zum Kinyarwandaunterricht dorthin laufen muss. Vorausgesetzt der findet statt…

Jetzt muss ich aber endlich mal von meiner Arbeit erzählen:

Ich arbeite in einer Einrichtung für behinderte Kinder, die vor 4 Jahren als Eigeninitiative der Mutter eines Kindes mit Epilepsie entstanden ist. Im Moment wohnen in dem viel zu kleinen Haus 24 Kinder, die von fünf Frauen betreut werden. Diese Frauen sind in keinster Weise für diese Arbeit ausgebildet und im Prinzip auch den ganzen Tag mit waschen, putzen und Essen zubereiten beschäftigt, weshalb die Kinder sich selbstständig beschäftigen müssen. Da ist die Freude natürlich groß, dass ich für 5 Stunden am Tag da bin und Zeit habe. Leider fehlt von dem in der Projektbeschreibung versprochenen Physiotherapeuten, den ich unterstützen sollte, jede Spur. Das gibt mir zwar auf der einen Seite die Möglichkeit in der Therapie das zu machen was ich möchte, aber auf der anderen Seite kann ich auch keinem Kind gerecht werden, weil die Zeit, der Platz, die Hilfsmittel, die Therapiegeräte, die Verständigungsmöglichkeiten nicht vorhanden sind.

Es gibt eine „Therapiematte“, die mehr kaputt als ganz ist und ständig von mindestens 3 Kindern belegt. Mittlerweile klappt es aber schon relativ gut klar zu machen wer jetzt dran ist und wer nicht. Der Rest beschäftigt sich dann selber oder schaut zu, bzw. will kwandika (schreiben) und kriegt dann mein Notizbuch und Kugelschreiber.

Ich versuche mir immer eine halbe Stunde pro Kind Zeit zu nehmen und seit 2 Wochen kommt auch ein Kind mit seinem Vater zur ambulanten Therapie dreimal pro Woche. Ich hoffe es werden nicht noch mehr, weil ich sonst gar nichts mehr schaffe.

Die Arbeit macht eigentlich immer Spass – klar, morgens loszugehen ist nie schön und mit vollem Magen nach der Mittagspause auch nicht. Aber wenn man an der Türe schon mit lautem „Kathiiiii“ begrüßt wird… naja, wer freut sich da nicht?! (vorausgesetzt man heißt Kathi)

Nach den täglichen fünf Stunden muss ich dann aber auch weg, weil es wirklich anstrengend ist und ich dazwischen nie Pause habe. Irgendjemand will immer meine Aufmerksamkeit haben (reba, Kathi, reba! – Schau, Kathi, schau!) Vielleicht kann ich im Laufe des Jahres noch etwas in die organisatorische Arbeit zusätzlich mit einsteigen, weil die Dokumentation im Moment ein ziemlicher Blätterwald zu sein scheint. Aber das hat noch Zeit. Erstmal meinen Physio-Job ordentlich machen und Kinyarwanda lernen.
Neben meinen Versuchen mich als Physiotherapeutin auszuprobieren kriege ich nämlich noch gratis Kinyarwanda-Unterricht von den Kindern, die es immer gar nicht verstehen können, dass ich mir diese doch so einfachen Wörter – die sich alle gleich anhören – nicht verstehe. Aber: aufstehen, hinsetzen, umdrehen, stehen bleiben, weg gehen, zurück gehen, sich ausruhen, Schmerzen haben usw. hab ich schon drauf!

Mit meinem Paket, das ich schon sehnsüchtig erwarte und beim nächsten Taschengeldwochenende in Kigali abhole, kommen Bälle und Co., dann kann ich vielleicht auch bisschen mehr machen…



UND: in zwei Wochen könnte es endlich klappen Fotos hochzulanden. Man darf gespannt sein auf Landschaftsbilder, Bilder vom Haus und von der Arbeit.

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