Freitag, 24. September 2010

ruandan post

Endlich!
Ich bin in Kigali im DED-Büro und habe Internetzugang!
Da ich hoffe ab nächster Woche auch von Ngarama aus Zugang zur Außenwelt zu haben, versuche ich mich kurz zu fassen, obwohl es wahrscheinlich nicht gelingt.
Lange habe ich nicht realisiert, dass es jetzt losgeht und das Kribbeln im Bauch kam erst so richtig 15 min vor der Landung beim Anblick der Lichter Kigalis bei Nacht. Mein erster Flug, in Kigali zu Fuß über die Rollbahn laufen, hoffen, dass das Gepäck mit uns gelandet ist, mühsam alles in den Autos verstauen, im St Paul (unsere Herberge) ankommen. Ein aufregender erster Tag (nachdem ich dank Resi das Chaos um Perso und Gepäck in Frankfurt überstanden habe...).
Die erste Woche hatten wir noch Schonfrist. Alle 15 ww-Freiwilligen zusammen in Kigali bei einem weiteren Vorbereitungsseminar, diesmal aber etwas alltagsorientierter als das in Deutschland. Wir wurden eingeweiht in die wichtigsten Verhaltensweisen, erste Wörter auf Kinyarwanda und Gesten für den Alltag (man glaub nicht wie schnell man jemanden beleidigt bzw aufgefordert hat zu einem zu kommen, ohne es zu merken...). Wir besuchten ein ziemlich beeindruckendes Genozidmuseum und verbrachten einen Tag gemeinsam mit ruandischen Studenten.
In den nächsten Tagen sollten wir dann erfahren, wie es ist als Weißer durch eine afrikanische Stadt zu laufen - ich habe schon schönere Erfahrungen gemacht. Wobei Kigali da noch harmlos war im Vergleich zu dem was uns auf dem Dorf in Ngarama erwartet hat: Sowohl Kinder als auch Erwachsene bleiben mitten auf er Straße stehen, um mit dem Finger auf uns zu zeigen "Muzungu!!!" zu rufen und uns solange anzustarren, bis wir vorbei gegangen sind (wahrscheinlich auch noch länger).
Gewöhnen werde ich mich wohl nie daran und toll finden auch nicht, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir in ein paar Wochen nicht mehr soooo interessant sind. Abgesehen davon, dass es einfach nervt, ist es aber zum Großteil nicht böse gemeint und v.a. die Kinder sind einfach nur neugierig, weil sie noch nie zuvor eine weiße Person gesehen haben. Das Muzungu-Geschrei ist wahrscheinlich für die meisten weißen Ausländer hier erstmal das Aufwühlendste und wenn ich eine erste kleine Zwischenbilanz ziehen müsste:
ich fühle mich fremd, aber herzlich aufgenommen; die Lebens- und Arbeitsbedingungen sind schwierig, aber meistens sehr gut zu ertragen; das Essen schmeckt, aber mein Magen-Darm-Trakt will das noch nicht so recht glauben; Kinyarwand zu lernen ist noch schwerer als gedacht, aber die Tatsache, dass diese Sprache an meinem Arbeitsplatz die einzige verbale Kommunikationsmöglichkeit darstellt, wird den Lernfortschritt hoffentlich vorantreiben.
So richtig angekommen fühle ich mich noch nicht, es muss einfach noch ein bisschen Zeit vergehen.